This Album Is Produced & Recorded
at BF-Studio Dornheim
(October 1987 - Easter 1988).
All Songs & Lyrics by Mario Höll
(except Song 9, by Höll / Hassard).
Bonustracks "84'er Fragment" (p) & (c)
by Mario Höll 1984 and "Peace For the World"
(p) & (c) by Big Fantasy 1988.
Text Translation by Thomas Schrinner.
Art Direction & Sculptures by Mario Höll.
Photography by Josef Höll.
Remastered and Re-Designed by Mario Höll in March 2013.
BIG FANTASY
Mario Höll (Vocals, Piano, Concert Violin Harp,
Mouth Harmonica, Mandolin, Harmonica, Percussion).
Mario Hassard
(Vocals, Piano, Xylophone, Percussion).
GUESTS
Josef Höll
(Cither on song 5, 10 and 11).
Rainer Bloss
(Computersounds on song 3 and 13).
K.M. (Piano on Song 7).
A.G. (Distortion effects on song 4).
SPECIAL THANK
Clara Neumann, Ilse Wöhlert, Josef Höll, Thomas Schrinner,
K.M., A.G.
Mario Höll über "MEDITATIONS"
Ich war damals von dem Wahn besessen, unbedingt ein Album aufzunehmen, eine Band zu gründen und kreativ zu sein. Soweit so gut, das wollen so viele, es ist nichts Ungewöhnliches. Seltsam war nur, daß ich keinerlei Ahnung von Harmonie, Rhythmus und Musik überhaupt hatte und obendrein auch noch kein Instrument spielen konnte. Aber darum ging es mir auch weniger, es war die Schöpfung, das Werk, das am Ende herauskommt, was mich faszinierte, das Kreative. Ich hatte mich vorher etwas mit der Herstellung von Skulpturen beschäftigt, die unter "musikalischen Einfluß" entstanden sind. 1984 hatte ich dann die ersten Musikaufnahmen gemacht, es war eine sehr geräuschhafte Musik, eigentlich nur Fragmente, die aneinandergehängt waren. Das erste fertige Stück, das aus diesen Sessions hervorging, war "Tooth Of Time", dieses Harfe-Mundharmonika-Stück war auch dann der Auslöser ein ganzes Album zu machen. Ich fand dann in Mario Hassard einen Verbündeten, der verrückt genug war und ebenso unwissend wie ich, so daß wir schließlich darangingen mit Kassettenrekorder, Pappeimern und allerlei seltsamem Instrumentarium ein Konzeptwerk zusammenzumontieren, das so dillethantisch und eigenartig klingt, daß es schon wieder schön ist. Man merkt dem Werk kaum an, daß es eigentlich bis ins Kleinste durchgeplant war, denn "musiziert" wurde nach Zahlentabellen und Stopuhr, ohne jedoch die jeweils andere Spur zu hören, die auf einem anderen Rekorder lief.
"Meditations" ist sicherlich kein Werk, was man sich so einfach anhört, um ein bißchen Musik zu hören, so etwas ist nicht leicht zugänglich, da muß man sich einhören, vorrausgesetzt, man hat die Nerven dazu. Ich jedenfalls kann mir das Album heute noch anhören und es entfaltet sich für mich zu etwas meditativem, archaischen. Natürlich muß ich immer wieder lachen, wenn ich meinen Gesang höre, es waren ja auch total dillethantische Texte, wo aufgrund meiner fehlenden Englischkenntnisse oft der Zufall kreativ war. Die Texte waren ebenso wie die Musik aus einer anderen Zeit, jenseits des Bekannten. Das ganze Werk hebt alle Gesetzmäßigkeiten auf, sei es Melodie, Rhythmus oder Wortwahl. Doch all das muß wohl so sein, es muß brummen und rauschen und dumpf rumpeln was das Zeug hält. Wir waren überzeugt von unserer Schöpfung, während die armen Menschen, die sich das anhören mußten wohl ganz verstört dreinblickten. Für mich hat jeder Ton auf "Meditations" eine Bedeutung - aber ob das für einen anderen Menschen nachvollziehbar ist, bleibt fraglich. So ist das eben mit der Kunst - für den Einen ist es genial und für den Anderen abartig.
• 25 Jahre danach (2013):
Nachdem ich im vorigen Jahr dank guter neuer Technik und neuen Erkenntnissen im Mastern mich an die Arbeit machte, alle Masterbänder zu digitalisieren, begann ich sogleich mit der Arbeit, die Frühwerke von Big Fantasy ins digitale Zeitalter zu retten. Das Debütalbum wird schließlich Ostern 2013 25 Jahre alt - ein Viertel Jahrhundert! Ein guter Grund, das schwierige Material nochmals zu bearbeiten, denn "dank" der damaligen beschränkten Aufnahmemethoden, kann man hier mit Fug und Recht von "restaurieren" sprechen.
Was kann ich noch über das Erstlingswerk aus dem Jahre 1988 sagen? Ich will einen Versuch wagen, denn an dieser Stelle wurde ja schon viel darüber berichtet, zuletzt vor fünf Jahren, ein paar Anekdoten sollten mir aber immer noch einfallen:
"Meditations" ist nunmehr ein wichtiges historisches Zeitdokument, weil hier musikalisch Dinge passierten, die völlig einzigartig sind. Unabhängig davon experimentierten nämlich die Einstürzenden Neubauten mit ähnlichen Klängen - von denen wußten wir aber noch nichts. Unser Werk hatte auch die interessanteren Aufnahmemethoden (nicht synchron laufendende Kassettenrekorder, Zeittabellen und völlig experimentelle Rhythmusstrukturen, weil ohne Mehrspurtechnik gearbeitet wurde), trotzdem gibt es Parallelen zu den Einstürzenden Neubauten und Einflüsse von Depeche Mode (was aber kaum hörbar ist). In der DDR dürfte es das einzige Projekt sein, das vollständig dokumentiert ist und vor allem als komplettes Album vorliegt.
Man muß bedenken, daß wir hier völlig ohne musikalische Kenntnisse ein Album aufnahmen! Was da heraus kam, war das um uns Erlebte (tiefste DDR-Zeit), übersetzt in Töne. Ich weiß noch, daß wir (Mario Hassard und ich) abends nach der Arbeit im Taschenlampenwerk nach Erfurt fuhren, um Instrumente einzukaufen. Zurück kamen wir mit einer Flöte und einer Maultrommel - mehr war nicht bezahlbar gewesen. An einen Synthesizer war 1988 noch nicht zu denken. Nach den Aufnahmen eines Klaviers (zumeist bei alten Damen in der Wohnung realisiert), versuchten wir eines Abends im Flur zu dieser Klavierbegleitung unser Pappeimerschlagzeug aufzunehmen. Zuvor hörten wir eine Platte von Julian Lennon („Valotte“), um herauszufinden, wie man trommeln könnte. Der zweite Kassettenrekorder spielte dazu das Klavier nebst Gesang im Flur ab. Was dabei herauskam war an diesem Abend das erste gemeinsame Stück "Tuesday Morning", zu welchem wir bereits einige Zeit zuvor während der Arbeit am Gesang übten. Im Intro des Stückes kam schließlich doch noch die Flöte und die Maultrommel zum Einsatz, nebst Geräuschen, mitgeschnitten in der Fußgängerzone in der Nähe des ehemaligen Südkrankenhauses in Arnstadt. Die Rhythmusspuren für das Album wurden oft anhand der Zahlentabellen aufgenommen, da wurden dann völlig unabhängig (also ohne die anderen zu hören), weitere Spuren aufgenommen. Hier spielte der Zufall eine nicht unwesentliche Rolle. Wir gingen völlig naiv und mutig ans Werk - ohne Harmonie-, Rhythmus,- und Gesangsausbildung, dafür mit einer guten Portion Dilettantismus - das Ergebnis verstört, aber begeistert heute um so mehr, weil es den Hörer direkt in die Zeit der "Low-Noise"-Kassetten (wir verwendeten glücklicherweise eine Westkassette für 30 Mark aus dem An- und Verkauf!) und SKR-700 Kassettenrekordern (unser Aufnahmegerät) beamt. Die Zeitreise ins Jahr 1988 der DDR wird jetzt noch klarer, denn das Original Ton- und Bildmaterial wurde komplett restauriert.
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