Mario Höll (Balsamfieber): alle Kompositionen, Installationen, Synthesizer, Samples und Programme, Texte, Mix, Mastering
und Grafiken.
Aufgenommen im BF-Studio Dornheim von Januar 2011
bis März 2013.
Michael Kirste: Fotos auf den Seiten 2, 3 und 10, 11 (www.MKirste.de)
Masto: Foto auf den Seiten 4, 5.
Franz Kovacs: Foto auf den Seiten 6, 7.
Dirk Vorderstraße: Foto auf den Seiten 8, 9. (www.Vorderstrasse.de)
Alle weiteren Fotos von Jin Mi Jeong und Mario Höll
Mario Höll über "TERRA"
Die Aufnahmen in dieser Richtung gingen zurück bis ins Jahr 2009. Neue und sehr spezielle Synthesizer ermöglichten Klanglandschaften, die anders nicht realisierbar gewesen wären. Nun, da Mario Hassard nicht mehr dabei war, war die Überlegung, ob es sinnvoll ist, überhaupt als Balsamfieber weiterzumachen. Doch im Grunde war das immer mein Projekt, ich war die treibende Kraft dahinter. Zeit also, wieder einmal etwas Neues auszuprobieren: Weg vom Bandkonzept hin zu etwas, was man Solo mit Hilfe der nötigen Maschinen auch live aufführen könnte, ohne daß es nach peinlichem Alleinunterhalter aussieht. Die Idee der Klangreisen - reine Klanglandschaften, die ohne Melodie und Gesang auskommen, paßte also sehr gut in diese neue Phase. Im Grunde war das auch schon immer Bestandteil der BF-Musik, auf Terra wurde das nur extrahiert und ausgefeilt. Als ich dann unverhofft die Einladung erhielt, das auch live und sogar in Liquid Sound aufzuführen - schon immer ein Traum von mir - bestärkte mich das, an dieser Stelle weiterzumachen. Die vier Stücke auf "Terra" sind reine Naturbeschreibungen - Ambientmusik für Entdecker sozusagen mit therapeutischer Wirkung, wenn man das richtig nutzt und dabei eintspannt. Das war wieder viel Bastelei mit enorm viel Feinarbeit im Studio. Auch das Cover ist so entstanden, in monatelanger Kleinarbeit mit Dingen, die eigentlich nicht zusammengehören und modernen, virtuellen Möglichkeiten. Einige Fotografen mußte ich um Bildmaterial bitten, ebenso verwendete ich einige Samples von Naturaufnahmen, die ich aber veränderte und neu komponierte. So entstanden Landschaften, die es so in der Natur nicht gibt. Das 10. BF-Album ist das mit der höchsten Sonderstellung: Kein Gesang, keine Lieder, keine Soli!
Näheres zu den einzelnen Stücken
Die Untertitel der vier Stücke stellen stellen nur Orientierungshilfen innehalb der je etwa 20 Minuten dauernden Klangreisen dar, ebenso die egänzenden Erklärungen - vielleicht für Diejenigen, die immer gerne die Bedeutung vom Schöpfer eines Kunstwerkes wissen wollen.
Vom Himmel herab
"Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes; und die Ausdehnung tut das Werk seiner Hände kund." (Psalm 19:1)
Ein Komet - dann trete ich in die Ionosphäre, 300 Kilometer über dem Erdboden, ein. Das ist noch luftleerer Raum, nur ein Gleiten durch unendliche Weiten.
Inmitten von Radiowellen entsteht eine kleine Melodie. Mir scheint, ich hätte sie einst gehört - bekannt und doch fremd - doch schon ist sie wieder verschwunden.
Ein Schwarm Zugvögel kreuzt meinen Weg - sie fliegen Nach Süden, in wärmere Gefilde. Ich setze meinen Weg fort, hinab zum blauen Planeten Terra.
Durch die Wolken wird schon die Erde sichtbar, größer und größer - erste Anzeichen von Zivilisation - und dann: Die Landung.
Aufgenommen im BF-Studio Dornheim am 7. Dezember 2012. Mario Höll: Komposition, Synthesizer (Korg Z1, Kawai K5000S, Kawai K 4, Kawai K1 II, Korg Monotron), Röhrenradio.
Das Stück erforderte besondere Aufmerksamkeit, da wohl niemand zuvor Sterne und die oberen Luftschichten der Erde auf diese Weise "hörbar" gemacht hat. Hier schien mir mit der Additiven Synthese das geeignete Werkzeug zur Verfügung zu stehen. Die Radiowellen wurden mit der Langwelle eines alten Röhrenradios erzeugt, der Rest besteht aus Überlagerungen verschiedener Synthesizer.
Wenn es nachts im Dschungel regnet
Am Abend, mitten im Wald, setze ich mich nieder. Sommer,
ich spüre keinen Lufthauch, ich lausche nur von meinem Platz aus.
Zikaden stimmen den Abend an, noch mehr belebt sich die Lichtung, wohin mein Blick geht. Da ist nicht nur ein Erwachen der Raubtiere, mehr und mehr treten mannigfaltige Kreaturen auf den Plan.
Ich sammle Holz für Die Trommler am Feuer, deren Rhythmus
sich nach und nach manifestiert, um die Nacht zu erhellen.
Bald wird die Harmonie gestört. Gewitter zieht auf und ein Amazonasregen zwingt uns unter ein Dach, wo wir nur sitzen, warten und lauschen.
Die Nacht ist vorbei und Am Morgen verstummt der Regen.
Dunst steigt empor als der Tag zu neuem Leben erwacht.
Aufgenommen im BF-Studio Dornheim am 29. Januar 2013.
Mario Höll: Komposition, Synthesizer (Korg Z1, Kawai K 4,
Kawai K1 II, Korg Monotron), Haegum, Querflöte, Kleine Trommel, Tambourin.
Bereits 2011 aufgenommen und nach einer Idee von 2009,
mußte ich nach einem Computerproblem etliche Spuren nochmals realisieren. In dem Wald treffen Tiere und Ereignisse aufeinander, die es so in der Natur nicht gibt. Etliche der Tiere entstammen aus verschiedenen Synthesizern und anderen Klangerzeugern,
ebenso wurde hier auf Samples von Geräusch-CDs zurückgegriffen, die aber komplett neu arrangiert und völlig neu angeordnet wurden. Die Trommeln sind ebenfalls ein Mischung aus echten
und welchen aus dem Synthesizer.
So entstand eine einzigartige Klangwelt.
Toongul - Tropfsteinhöhle
Ein versteckter Gang, kühler Dunst umgibt mich, ich trete ein, steil hinab geht es Unter die Erde.
Wie Eiszapfen hängen sie von der Decke, entsenden kleine und große Tropfen - die Stalaktiten.
Tiefer und tiefer rinnt das Wasser hinab in die Dunkelheit und Der Fluß, der so entsteht, bahnt unaufhaltsam seinen Weg.
Wie lange schon und wie viele Tropfen fielen wohl von diesem Gewölbe herab? Das erzählen die Die Stalakmiten - bizarre Gebilde aus wachsendem Gestein.
Noch während ich der rhythmischen Sinfonie der Tropfen lausche, erscheint vor mir am Weg Wieder Licht.
Aufgenommen im BF-Studio Dornheim am 22. Januar 2011. Mario Höll: Komposition, Synthesizer (Korg Z1, Kawai K 4, Kawai K1 II), Boss RC-2 Looper, Spritze und Topf als Wassergeräuscherzeuger.
Das Stück bildete zusammen mit "Wenn es nachts im Dschungel regnet" nach der Arbeit mit Kindern, die Idee zu diesem Album. Ganz einfach erzeugte, verhallte Tropfen (teils geloopt) und mit dezenten Synthesizerklängen unterlegt, erzielten eine große Wirkung, die mich bestärkten, einmal innerhalb von Balsamfieber ein komplettes Album auf diese Weise zu realisieren.
Die Tiefe
Am Strand, auf einem Felsen im Meer, umspülen die Wellen meine Füße und ich tauche hinab in die Tiefen des Ozeans.
Tausend Formen, und Farben schillern, Leben in schier verschwenderischer Pracht. Sonnenlicht und die Gezeiten umspielen Das Riff.
Besucher - Riesen des Ozeans ziehen in der Ferne vorbei. Andächtig lauschend höre ich ihre Lieder.
Am tiefsten Punkt der Erde, 11.034 Meter im Marianengraben, herrscht völlige Dunkelheit. Stille umgibt mich, während ich schwebe.
Am Ende der Reise, der letzten Tür, bleibt noch eins: Auftauchen - um viele Eindrücke reicher - bin von der Natur erbaut, gestärkt ins Leben zurück.
Aufgenommen im BF-Studio Dornheim am 13. März 2013. Mario Höll: Komposition, Synthesizer (Korg Z1, Kawai K5000S, Kawai K1 II, Korg Monotron), verschiedene Rohre, Halme, Gläser und Flaschen für Unterwassereffekte.
Hier ging es mir darum, verschiedene Schwebezustände unter Wasser darzustellen, was sich zunächst als sehr schwierig erwies. Schließlich kamen neben vielen selbst erzeugten Blubbergeräuschen besonders analoge (6 Spuren vom Korg Monotron) und virtuell analoge (Korg Z1) Flächen zum Einsatz, die im Mittelteil eine besonders meditative Stimmung erzeugen.
Mario Höll, 17.3.2013
KLANGREISEN mit BALSAMFIEBER.
Nähere Infos zum Album Terra:
Terra - Abenteuer unter Kopfhörern
Wie klingen Sterne, der Morgen nach einem Amazonasregen,
die Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle oder die Stille tief im Marianengraben?
Das Album "Terra" macht Dinge hörbar, die noch nie zuvor ein Mensch erfahren hat, zeichnet Bilder, die niemals ein Auge erblickte: Ein Wanderer gelangt durch vier Türen an phantastische Orte - unserer Phantasie. Natürlich werden hier keine realen Orte beschrieben, es war nicht das Anliegen, die Realität zu dokumentieren. Vielmehr sollen diese Klänge dazu animieren, selbst kreativ zu werden, sich eigene Geschichten auszudenken, vielleicht aber auch nur zu lauschen, zu staunen oder sich einfach nur treiben zu lassen, abzutauchen in diese vier Klangreisen.
In der heutigen hektischen Welt fällt es oft schwer, abzuschalten, zu entspannen, einmal den Alltag hinter sich zu lassen, sich Zeit für sich selbst zu nehmen.
Deshalb ist es nötiger denn je, bewußter die Natur wahrzunehmen, auch an den kleinen Dingen wieder Freude zu finden und staunen zu lernen, wie es Kinder noch können. 20 Minuten (die Dauer einer solchen Klangreise) kann man sich sicher reservieren,
um entspannt - vielleicht mit Kopfhörern - mit mir auf eine spannende Entdeckungsreise zu gehen.
Öffne diese Türen und tritt hinein in ein neues Universum des Klangs wie in Dein innerstes Ich.
Ein neuartiges Konzept des Hörens
Entspannungs-CDs gibt es viele, ja wie "Sand am Meer".
Oft hört man da eine Stunde Meeresrauschen, Vogelgezwitscher und Ähnliches. Menschen, die in der Großstadt im hektischen Alltag leben, können sich damit ein wenig Naturgefühl gönnen.
Eine solche CD ist "Terra" nicht. Vielmehr wird hier das Thema "Reisen" betont. In den ca. 20 Minuten einer solchen Klangreise passiert stets etwas: Die Orte verändern sich fließend, es entsteht eine Art Rahmenhandlung - eine Landung zur Erde, eine Nacht im Wald, eine Durchwanderung einer Tropfsteinhöhle oder der fiktive Tauchgang zum Marianengraben.
Bei all diesen klanglichen Veränderungen ist gewährleistet, daß man sich trotzdem entspannen kann und abtauchen in exotische Welten.
Reizüberflutung
Vielen Menschen fällt es schwer, sich zu entspannen, obwohl das in der heutigen Zeit, in der die meisten Menschen verlernt haben,
mit der Natur zu leben, sehr wichtig ist. Der Alltag bringt es oft mit sich, daß wir verlernen, unsere Sinne richtig zu gebrauchen. Dies führt zu einer beständigen Reizüberflutung, aus denen verschiedene Zivilisationserkrankungen entstehen - der Mensch lebt gegen die Natur! Die Folge ist, daß wir nicht mehr richtig zuhören können, Details völlig übersehen.
Wohltuender und ästhetischer Klang
Das Album "Terra" vermittelt dem Hörer neben den Schwingungen, die z. B. den Alphazustand anregen auch ein gewisses Maß an Ästhetik, der Hörer lernt, seine Umwelt wieder bewußter wahrzunehmen, das stärkt nicht nur die Konzentrationsfähigkeit. Kleine Details fördern gerade auch bei Kindern Aufmerksamkeit, Fantasie und Kreativität, denn vieles in den Klangreisen ist bewußt angedeutet oder verfremdet. Auch nach mehrmaligem Hören entdeckt man immer Neues, da es sich hier trotz ambienter Klanglandschaften um komplexe Kompositionen handelt, die verhindern, daß es langweilig wird. Innerhalb einer dieser Klangreisen hat man stets die Möglichkeit, Ruhe zu finden,
sich zu entspannen oder einfach nur zu staunen.
Mario Höll
Auf diesem Album kamen folgende Instrumente, Klangerzeuger und Geräte und Effekte zum Einsatz:
SYNTHESIZER: Korg Z1, Korg Monotron, Kawai K5000S, Kawai K4, Kawai K1 II; SEQUENZER: Yamaha RM1x; AUFNAHME / MIX:
Yamaha MD-8, Yamaha GO46 Mobile Audio Interface, Terratec EWX 24/96 Soundkarte, Steinberg Wavelab 6; PLUG-INS: Waves, PSP, BT, EFFEKTE: Vermona Phaser 80, Behringer Autocom MDX 1200, ZOOM Studio 1204, Alesis Midiverb II, Alesis Nanoverb,
Boss Loopstation RC-2; MIKROPHONE: t-bone SC450, Shure SM58, Profisound UM 915 (für Unterwasseraufnahmen); WEITERE INSTRUMENTE UND EFFEKTE: Roy Benson Querflöte, Koreanisches Haegum, Standartline Tambourin, kleine Ziegenfelltrommel, Röhrenradio Undine II, diverse Rohre, Halme, Flaschen, Vasen, Schwämme, Spritzen, Trichter und ein Kondom für Unterwasseraufnahmen sowie diverse Geräusche von
Geräusch-CDs.
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