Recorded and mixed at BF Studio Dornheim (8.5.1991)
Technical arranged and effects by Jens Geerken.
All songs & lyrics by Big Fantasy
Multimediapart by Torsten Harnos / Mario Höll.
Design by Mario Höll
Photos by Höll / Hassard
Text translation by Thomas Schrinner
Remastered and Re-Designed by Mario Höll in 2016
BIG FANTASY:
Mario Höll: Vocals, Synhesizer, Drums (Song 1, 3, 4)
Mario Hassard: Vocals, Synthesizer, Drums (Song 2, 3)
Mario Höll über "A WIDE FIELD"
Nach der Wende hatte ich mich intensiv mit der Bibel beschäftigt, und das Thema von der Apokalypse bis zum Paradies floß in ein neues Konzeptalbum ein, das ich geplant hatte. Inzwischen hatte ich mir einen Synthesizer gekauft und war begeistert von den neuen Möglichkeiten die sich nun boten. Ich wollte damit sogleich ein paar Stücke aufnehmen, ohne dabei bis zur Fertigstellung des Albums zu warten. Zuvor hatte ich Jens Geerken kennengelernt, der die technischen Möglichkeiten hatte, die Musik mit konventionellen Mitteln, also mit Mischpult und Tonband aufzunehmen. Da ich jedoch gerade nur ein einziges Stück hatte, bat ich Mario Hassard noch zwei weitere zu komponieren. Ich nahm noch "Golden Years" vom 2. Album neu auf, und so kamen 4 Stücke für ein Minialbum zusammen. Alle Stücke sind mit einem einzigen Kawai K1II-Synthesizer eingespielt und umfassen dennoch ein recht breites Spektrum unseres Stils. "A Wide Field" sollte ein wenig das vorausschicken, was beim nächsten Album kommen sollte: Sphärenklänge wechseln mit Rockelementen und gelegentlichen klassischen und folkloristischen Einsprengseln.
Mit "Helter Skelter" und vor allem "Farreaching Rainbow" gelang Mario Hassard wie ich meine ein guter Einstieg ins musikalische Schaffen von BF. Die Idee mit dem gehauchten Text und dem Wassergeplätscher kam mir im letzten Moment. Alles ist sehr spontan und in kurzer Zeit entstanden, was sogar manchmal der Musik zugute kommt.
• 25 Jahre danach (2016):
Eine EP von 1991? Kurz nach der Wende und nach den Experimenten mit denKinderkeyboards auf dem 2. Album, kaufte ich mir in Kassel für 1.300 DM endlich einen Synthesizer - eines dieser Wundermaschinen, die jeden erdenklichen Klang im Universum erzeugen können - glaubt man der Werbung. Ohne Ebay und Internet kam man damals natürlich nicht so einfach an günstige Geräte oder auch die nötigen Informationen ran. Immerhin, für einen nagelneuen Kawai K1 II (die II steht für zusätzliche Schlagzeugklänge und einen Halleffekt) reichte es. Im Laden hatte man mir den empfohlen, der könne viel für den Preis. Das stimmte sogar. Über die 8-Bit-Auflösung und das Fehlen eines Filters machte ich mir keine Gedanken, ich wußte nichts darüber, ebensowenig über Komposition und Programmierung. Tatsächlich konnte man mit dem Synthesizer alles recht schnell irgendwie simulieren und es kamen Klänge raus, die da eigentlich gar nicht drin waren. Man konnte Samples und Wellenformen amplitudenmodulieren und den Prozessor überlasten - sehr interessant! Also mußten schnell Stücke her, in denen man das anwenden konnte. Neue gab es noch wenig, da das dritte Album noch in Arbeit war, deshalb machten wir uns erstmal an ein paar ältere und heraus kam die Kassette "Meditations 90' Remix" (zu hören auf "BF-Archive #1 - 4"). Nun hatten wir aber auch die lausige Qualität der Kassettenrekorder-Mikrophone satt und wollten endlich richtige Aufnahmen machen. Das restliche Geld ging deshalb für einen MIDI-Rekorder, den Yamaha EMQ-1 drauf und ich mußte mich mit der 1983 erfundenen Musiksprache MIDI beschäftigen, um eine Art Bandmaschinenersatz zu realisieren. Man konnte als armer Musiker 1991 nämlich keine 8-Spur-Bandmaschine bezahlen. Deshalb erfand wohl ein schlauer Mann den Multimode im Synthesizer, damit konnte man mit nur einem Gerät und MIDI quasi 16 Spuren aufnehmen! Der K1 II konnte immerhin 8 Klänge plus Schlagzeug gleichzeitig erzeugen, seine 16 Stimmen waren allerdings schnell ausgelastet, was er mit abgehakten Tönen quittierte, wenn man es übertrieb. Das störte uns aber wenig, endlich konnte man richtig komponieren und aufnehmen. Da wir allerdings nicht nur Instrumentalmusik machen wollten, fehlte doch am Ende noch das Aufnahmegerät. Hier kam Jens Geerken auf den Plan, den ich kurz zuvor kennenlernte. Er lieh sich von seinem Vater ein Tonbandgerät und einen Equalizer. Sogar Echo war mit dem Tonbandgerät möglich und der Klang der Stimme ließ sich mit dem EQ verbiegen. An einem Tag im Mai nahmen wir alles, was wir vorbereitet hatten in der Trabi-Garage auf. Der MIDI-Rekorder steuerte den Synthesizer an und wir sangen quasi live dazu über das Tonbandgerät. Die Aufnahme besorgte ein RFT-Kassettendeck, welches Jens gehörte. Ich kann mich nicht entsinnen, daß wir groß geprobt hätten, das Minialbum war an einem Nachmittag fertig und Jens hatte kurz zuvor noch ein wenig die englischen Texte angepaßt, die wir vom Zettel absangen. Mario Hassard - der mit "Helter Skelter" quasi seinen musikalischen Einstand bei BF hatte - und ich, hatten jeweils ein neues Stück geschrieben, eins machten wir zusammen und eins war vom 2. Album, nur eben jetzt mit dem Synthesizer gespielt. Die fertige Kassette verteilten wir dann sicher über 20 Mal, sodaß das schräge Zeug erstmals die Leute zu hören bekamen. Die vier Stücke waren optisch sehr gut verpackt - ein Novum damals. Mithilfe eines Laserkopierers konnten wir in einem Copyshop im Westen ein richtiges Cover produzieren. Anfang 1991 gingen Mario Hassard und ich mit zwei Stühlen auf ein Feld und machten eine Fotosession. Ein Traktorfahrer in der Nähe traute seinen Augen nicht, als da zwei Leute auf denen schon das Gras wächst, neben einem Kinderstuhl mitten auf dem endlosen Acker standen. Musikalisch hört man schon das, was BF-Hörer die nächsten Jahre erwarten sollte: sphärische, schräge und recht experimentelle, elektronische Avantgarde. "Helter Skelter" und "Farreaching Rainbow" wurden sogar eine Art Klassiker und das Minialbum "A Wide Field" auf jeden Fall ein wichtiger Meilenstein in der langen musikalischen Entwicklung.
Es ist auch eine Erinnerung an den Mitstreiter an der Tontechnik der frühen Jahre, Jens Geerken, der 2003 bei einem Motorradunfall ums Leben kam und auch an unseren kreativen Fotografen Torsten A. Harnos, der 2011 starb. Bei der ab jetzt verfügbaren restaurierten Fassung von "A Wide Field" habe ich einige seiner Fotos verwendet. Wie immer ist alles aufwendig restauriert und ergänzt worden. Dem Werk wurden drei weitere Stücke aus dieser Zeit hinzugefügt: Zwei Stücke von Mario Hassards frühen MIDI-Aufnahmen, die erst später auf einer Diskette entdeckt und dann mit weiteren Synthesizern "hörbar" gemacht wurden und ein Stück von 1990, bei dem ich den K1 II erstmals ausprobierte. Außerdem erzähle ich Einiges aus der Zeit und stelle die Instrumente und Alben von damals auf einem Video vor. Eine interessante musikalische Zeitreise ins Jahr 2 nach der Wende.
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